Handel muss sich auf demografischen Wandel einstellen

Senioren werden aktuell von Experten als äußerst konsumfreudig eingeschätzt

Senioren werden aktuell von Experten als äußerst konsumfreudig eingeschätzt

Der demografische Wandel wirkt sich auch auf den Handel aus. Durch den Geburtenrückgang und die steigende Lebenserwartung erhöht sich der Seniorenanteil an der Gesamtbevölkerung stetig.  Der Anteil der über 65Jährigen liegt derzeit bei 19 Prozent. In zehn Jahren werden es 27 Prozent sein. Das Bundesamt für Statistik schätzt, dass sich dieser bis zum Jahr 2050 um knapp die Hälfte erhöht. Diese Bevölkerungsgruppe hat größtenteils ihr Leben lang gearbeitet und meistens auch gut verdient.

Dadurch konnte viel Geld für das Alter zurückgelegt werden, das jetzt für den Konsum zur Verfügung steht. Einige haben auch größere oder kleinere Vermögen geerbt, die ebenfalls jetzt ausgegeben werden können.  „Ältere Menschen gehen nun mal gerne einkaufen, und sie geben auch gern Geld aus“, weiß Bernd Ohlmann, Geschäftsführer des Handelsverbands Bayern. Die Altersklasse über 50 Jahre ist konsumfreudiger und stellt höhere Ansprüche an die Qualität. Deshalb werden hauptsächlich hochwertige Produkte nachgefragt. Die Hälfte der Konsumausgaben entfällt auf die Generation 50+. Dies sieht man auch deutlich im Neuwagengeschäft. Ca. 50 Prozent der Neuwagenkäufer ist älter als 50 Jahre. Über 70Jährige geben mehr Geld für Gesundheit aber weniger für Bekleidung und Verkehr aus. Rentner gehen auch gerne auf Reisen, weil sie jetzt die Zeit haben, die ihnen im Berufsleben fehlte. Besonders beliebt sind hier Flusskreuzfahrten. Dieser Markt wächst besonders stark.

Auf diesen Wachstumsmarkt müssen sich Industrie und Handel verstärkt einstellen. Im Moment steckt der Seniorenmarkt noch in den Kinderschuhen. Obwohl der Markt der Silver Ages noch viel Potential nach oben hat, fängt der Handel erst langsam an, sich um diesen Kundenkreis zu bemühen. Laut einer Umfrage fühlen sich 61 Prozent der betagten Kunden allein gelassen. Mehr Service, speziell für die ältere Generation, wäre deshalb wünschenswert. Dazu gehören auch eine freundliche Kundenberatung und mehr Hilfsbereitschaft der Mitarbeiter. An einer senioren- und behindertengerechten Ausgestaltung der Geschäfte fehlt es ebenfalls oft noch. Schön wären z. B. Handläufe an Stufen und Treppen, eine gute Ausleuchtung der Räume und breitere Gänge, die auch von Rollstuhlfahrern problemlos befahren werden können, sowie Sitzgelegenheiten zum Ausruhen.  Dies wurde von der Drogeriemarktkette dm bereits verwirklicht. Mit größeren, gut ablesbaren Preisschildern würden sich Sehbehinderte leichter tun.

An vielen Einkaufswagen fehlen einfache Lupen, dadurch könnten die Kunden das Kleingedruckte auf den Verpackungen (Zutatenliste) leichter lesen. Die Drogeriemarktkette dm hat dies bereits bundesweit eingeführt. Auf Behindertentoiletten, wenn sie denn vorhanden sind, wird oft nicht in ausreichendem Maße hingewiesen. Eine Vorreiterrolle nimmt die REWE-Handelsgruppe ein, die mit dem Demografie Exzellenz Award 2015 ausgezeichnet wurde. Auch die Industrie muss sich anpassen. Ältere Menschen leben oft in Ein-Personen-Haushalten. Sie essen weniger, da sie einen geringeren Grundumsatz haben. Deshalb müsste es mehr kleinere Packungen geben. Auf leichte Bedienbarkeit, nicht nur von Haushaltsgeräten, legen die Senioren großen Wert.  Miele hat bereits darauf reagiert und an seinen Backöfen größere Buchstaben angebracht.

Bildquelle: © WavebreakMediaMicro – Fotolia.com