Die erstaunliche Reise der Zugvögel fasziniert jedes Jahr wieder aufs Neue

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Wenn die Tage kälter werden, verlassen die Vögel ihr Brutrevier und fliegen in Richtung Süden, um nicht zu verhungern.

 Im Gegensatz zum Standvogel verlässt ein Zugvogel alljährlich sein Brutgebiet um den Winter in wärmeren Gefilden zu verbringen. Bei einem Teilzieher handelt es sich um eine Vogelart, bei der nur ein Teil der Population wegzieht. Strichvögel verlassen ihr Brutgebiet, bleiben aber in denselben Breiten. Der Frühling hat bereits Einzug gehalten und einige gefiederte Gesellen sind schon bei uns eingetroffen. Zu den ersten gehört der Kiebitz (Vanellus vanellus), der schon Mitte März sein Brutrevier bezog. Einer der bekanntesten dürfte der Weißstorch, wissenschaftlich Ciconia ciconia, sein, der bei einer Größe von 1,10 Metern 4.500 g auf die Waage bringt und in Afrika überwintert. Aber auch andere Zugvögel wie Kuckuck und Nachtigall sind schon hier oder kommen noch.

Allein in Deutschland gibt es 70 verschiedene Zugvogelarten, die jedes Jahr im Herbst in den Süden aufbrechen und im Frühjahr wieder zurückkehren. Dies tun sie nicht etwa wegen der Kälte, sondern weil sie bei uns im Winter zu wenig Nahrung finden würden. Den Zeitpunkt bestimmen sie anhand der Tageslänge und der Temperatur. Er wird aber auch durch die Klimaerwärmung beeinflusst. Denn die Tiere haben den Abflug bereits um zwei bis elf Tage vorverlegt. Manche werden auch zu Standvögeln, weil das Nahrungsangebot größer wird. Um für diesen, für die Tiere sehr anstrengenden und gefährlichen, Flug gewappnet zu sein, legen sie sich vorher ein Fettpolster zu, das während des Fluges aufgebraucht wird. Die Nahrung besteht in dieser Zeit hauptsächlich aus Früchten, weil diese viel Zucker enthalten, der die reinste Energieform darstellt. Ansonsten stehen auch Frösche oder Mäuse auf dem Speiseplan. Die größte Gefahr auf diesem Weg ist der Mensch, der in den Mittelmeeranrainerstaaten Jagd auf Zugvögel macht, um diese als angebliche Delikatesse zu verspeisen. In Deutschland ist die Jagd, bis auf Ausnahmen, verboten. Aber auch durch ungesicherte Strommasten verenden Vögel oft qualvoll. Ein 2002 in Deutschland auf den Weg gebrachtes Gesetz, das dies verhindern soll, wird allerdings nur zögerlich umgesetzt. Den Vögeln ist es anscheinend angeboren, eine bestimmte Route zu nehmen. Außerdem vermuten Ornithologen, dass sie sich an der Sonne und am Magnetfeld der Erde orientieren. Um Energie zu sparen fliegen die Zugvögel in keilförmigen Formationen, wobei die Spitze immer wieder gewechselt wird. Die meisten ziehen nachts, manche aber auch am Tag. Es gibt Zugvögel, die auf ihrer Reise eine Pause einlegen, andere steuern ihr Ziel ohne Unterbrechung an.