„Viele Profifußballer würden nie das Deutsche Sportabzeichen schaffen“, da ist sich Heinz Eberle (77) sicher. Sie seien viel zu sehr auf eine Sportart fixiert. Der Schulamtsdirektor i.R. aus Bad Mergentheim muss es wissen: Er ist nicht nur Sportwissenschaftler, sondern im ganzen Sportkreis unübertroffen in der Zahl der selbst abgelegten Sportabzeichen-Prüfungen. 48 sind es schon, und die nächste Runde des sportlichen Leistungsmessens hat für ihn bereits begonnen.
Vier Bereiche
Wer bis ins Alter beweglich bleiben wolle, so Heinz Eberle, der müsse auf eine breite Palette der sportlichen Betätigung achten.Ausdauer,Kraft, Schnelligkeit und Koordination – in diesen vier Bereichen müsse man für das Sportabzeichen aktiv sein. Nicht Spitzenwerte in einer Sparte seien gefragt, sondern gute Leistungen in allen Bereichen. Wie man das erreichen könne, weiß der erfahrene Sportler mit der Lehrberechtigung für Skifahren, Tauchen und Tennis auch: Regelmäßig trainieren müsse man schon, seine Grenzen solle man austesten – „aber“, so Heinz Eberle, „ohne Pillen, denn die sind für den Körper schädlich“. Ein gesunder Ehrgeiz schade nichts, und wenn nach einer abgelegten Prüfung das Selbstbewusstsein gestärkt sei, dann sei das ganz in Ordnung. Sport zu treiben sei „wichtig lebenslang, aber ganz wichtig im Alter“. Da habe man dann ja auch die nötige Zeit dazu. Die meiste Freude bereite es, wenn man in der Gemeinschaft trainiere – und „dann auch miteinander hinterher ein Bier trinkt“.
Was Heinz Eberle aus eigener Erfahrung sagt, wird bestätigt durch eine britische Untersuchung aus dem Jahr 2013. Ihr Fazit: Auch wer erst im höheren Alter anfängt, regelmäßig Sport zu treiben, könne dadurch seine Aussichten auf einen gesunden Lebensabend verdreifachen. Noch besser seien die dran, die schon früher regelmäßig Sport getrieben hätten – deren Aussicht auf ein gesundes Altern erhöhe sich um das Siebenfache.
Rentner treiben Sport
Deutsche Rentner scheinen das zu beherzigen: Eine im gleichen Jahr durchgeführte Befragung ergab, dass 37 Prozent mindestens einmal pro Woche Sport treiben, 21 Prozent sogar mehrmals, knapp die Hälfte immerhin gelegentlich. Sogar von den 80- bis 85-Jährigen seien noch 22 Prozent sportlich aktiv.
„Niemand muss sein Leben lang ein Sportmuffel bleiben“, betont der Sportmediziner Professor Dr. Achim Conzelmann von der Universität Bern. Ausdauer, Kraft und Koordination seien bis ins hohe Alter trainierbar sind und „es ist nie zu spät, aktiv zu werden“. Allerdings gelte umgekehrt auch: Wer mit dem Training aufhört, baut auch schnell ab.
Viele Sportvereine bieten spezielle Gruppen für Senioren an – oder altersgemischt für Leute, die schon in der Lebensmitte damit beginnen wollen, kontinuierlich an sich selbst zu arbeiten, Woche für Woche. Das kommt an, wie das Beispiel Edelfingen zeigt. Im Rahmen des dortigen Sportvereins bietet Gertrud Öhm ihren „Kurs Gesundheit“ mit wohlbedachter Gymnastik für den Rücken an – drei Gruppen sind nötig, um die rund 75 Teilnehmer aufzunehmen. Männer- und Seniorenturnen gibt es in der Turnhalle auch noch. Andere Orte machen ähnliche Angebote.
Nicht jeder kommt mit seinem sportlichen Einsatz so weit wie Heinz Eberle. „Das muss auch gar nicht sein“, meint der. „Bleiben Sie bei der Sache, auch wenn Sie manchmal den inneren Schweinehund überwinden müssen!“ rät er – er selber hält sich das ganze Jahr über fit. Bevor für das Sportabzeichen trainiert wird, kommen im Winter drinnen im Haus Hanteln und Ergometer dran. Das hält fit und tut gut. (peka)
Bildquelle: Peter Keßler (privat)